Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV.
  3. Skandal in München
  4. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  5. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  6. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  7. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  8. Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Woelki eingestellt
  9. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. Abt Jean Pateau OSB: „Auf die Einheit hinzuarbeiten bedeutet nicht, auf Uniformität hinzuarbeiten“
  12. Unfassbar! Lebensschützer wegen Embryomodellen von evangelischen Kirchentag verbannt
  13. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3
  14. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf
  15. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche

Politiker-Geschwätz oder echte Auseinandersetzung?

27. Juli 2014 in Kommentar, 88 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die jüngsten statistischen Daten der katholischen Kirche in Deutschland sind dramatisch und dürfen nicht unter den Tisch gekehrt werden! Eigentliche Bombe ist der dramatische Rückgang der Gottesdienstbesuche - Ein Gastkommentar von Michael Schäfer


Stuttgart (kath.net)
Am vergangenen Freitag hat die Deutsche Bischofskonferenz die statistischen Eckdaten für das Jahr 2013 veröffentlicht. Sowohl die innerkirchliche als auch die allgemein-mediale Kommentierung dieser Statistik hebt fast ausschließlich auf die Entwicklung der Kirchenaustritte ab, die von 118.335 im Jahr 2012 auf 178.805 gestiegen sind.

Die Fixierung auf die Zahl der Kirchenaustritte als Gradmesser für die Lage der katholischen Kirche in Deutschland trägt dabei absurde Züge: Von den nominell 24,3 Millionen Katholiken in Deutschland haben im vergangenen Jahr 0,73 % ihren Austritt aus der Gemeinschaft der Kirchensteuerzahler erklärt. Das sind 0,24% mehr als im Vorjahr. Ähnliche Ausschläge (wir sprechen über den Promillebereich!) entstanden z.B. im Jahr 1992 als Reaktion auf die Einführung des Solidaritätszuschlags, einem von kirchlichen Entwicklungen völlig unabhängigen Faktor.

Religionssoziologisch ist der Kirchenaustritt der letzte Schritt von Menschen, die bereits seit längerem in großer Distanz zur Kirche leben. Über den Sitz des Christentums oder gar der Kirche im Leben dieser Menschen sagt die Beendigung der formalen Kirchenmitgliedschaft kaum noch etwas aus, erst recht nicht über Qualität und Quantität des kirchlichen Lebens in Deutschland.

Umso befremdlicher ist es, wenn in der offiziellen Kommentierung durch den DBK-Vorsitzenden die Entwicklung der Austritte breitesten Raum einnimmt und ein aus diesen Zahlen vermeintlich ablesbarer „Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust“ in den Mittelpunkt der Analyse gerückt wird. Mit anderen Worten: wir müssen eben in Zukunft solche Dinge wie in Limburg vermeiden (was für sich natürlich keine schlechte Idee ist).


Etwas verständlicher wird die Konzentration auf die Austrittszahlen, wenn man entdeckt, dass es sich dabei um eine reine Vertuschungsmaßnahme handelt. Die eigentliche Bombe der jüngsten Statistik liegt nämlich in der Tatsache, dass der Gottesdienstbesuch im Jahr 2013 von 2.861.000 (11,8 %) auf 2.603.000 (10,8 %)gesunken ist. In einem einzigen Jahr ist die Zahl derjenigen Katholiken, die wenigstens jeden Sonntag an der hl. Messe teilnehmen, um mehr als 250.000 gesunken, das entspricht einer Abnahme von fast 10%!

Diese Zahl ist in der Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland fast einmalig. Lediglich im Jahr 1976 gab es einen ähnlich einschneidenden Rückgang (von 32,7% auf 29,5%). Die ganze Dramatik der Entwicklung des Gottesdienstbesuchs wird deutlich, wenn man ihn in lebensgeschichtliche Zusammenhänge stellt. Seit der Geburt unseres jüngsten Sohnes im Jahr 2000 ist die Zahl der Sonntagskirchgänger um 1,8 Millionen gesunken, seit der Geburt unserer ältesten Tochter im Jahre 1990 um fast 3,6 Millionen. In einer Spanne von nicht einmal einer Generation haben also weit mehr Menschen der hl. Messe den Rücken gekehrt als ihr heute noch jeden Sonntag beiwohnen!

Auf die Zukunft hin formuliert: nach menschlichem Ermessen werden nach weiteren 25-30 Jahren einer solchen Entwicklung in den deutschen Pfarrkirchen die letzten Unbeirrbaren am Sonntag ihr sprichwörtliches „Liebster Jesus, wir sind vier“ singen.

Kontrastieren wir mit der Dramatik dieser Entwicklungen den zugehörigen offiziellen Kommentar von Kardinal Marx: „Im Übrigen stelle ich fest, dass zwar der Gottesdienstbesuch im Durchschnitt abgenommen hat, aber durchaus auch zunimmt an bestimmten Tagen, wie mir Pfarrer etwa im Rückblick auf die Ostertage und Fronleichnam berichtet haben und wie ich es selbst erlebe“. Es standen also zumindest gefühlt ein paar mehr Leute während der Fronleichnamsprozession an der Münchner Ludwigstraße – na, dann ist ja alles nicht so schlimm.

Man kann und wird nun sicher einwenden, dass der sonntägliche Messbesuch nicht das einzige Kriterium für Wohl und Wehe der Kirche in Deutschland sei. Die „Fixierung“ auf die Messe ist in solcher Lesart Ausdruck eines überkommen-traditionalistischen Kirchenbildes. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Hl. Messe nicht irgendeine unter vielen Möglichkeiten christ-katholischer Lebensvollzüge ist. Sie ist nach Auskunft des 2. Vatikanischen Konzils „Höhepunkt und Quelle“ allen kirchlichen Tuns.

Aus diesem Zusammenhang wird deutlich, wie fatal die falschen Schlüsse sind, die die Kirche aus den statistischen Zahlen offensichtlich zu ziehen entschlossen ist. Nichts Gutes wird man auf jeden Fall erwarten können, wenn Kardinal Marx in abgedroschenstem Manager- und Politiker-Slang verkündet, dass man sich angesichts der Zahlen fragen werde, „wie wir uns jetzt und künftig neu aufstellen müssen, damit das Evangelium weiterhin gehört und gelebt werden kann“.

Wenn die Kirche weiterhin mit weltlich-weltfremden Blick auf ihre Außenwirkung schaut, anstatt sich selbst von ihrem Kern (der „Quelle“) her zu verstehen, wird alle Liebesmüh vergebens sein. Wenn man – um ein letztes Mal den Erzbischof von München und Freising zu zitieren – versucht, „auf allen Ebenen Vertrauen zu schaffen durch gute und überzeugende Arbeit“, ohne sich zu fragen, was an dieser Arbeit denn „gut“ und „überzeugend“ sein soll, wenn sie nicht aus der lebendigen Begegnung mit dem Herrn in der Feier seiner Geheimnisse entspringt, dann stehen die Dinge auf dem Kopf und man kämpft mit den sprichwörtlichen „Windmühlen“, was bekanntlich – auch in den Augen der Welt – ein ziemlich jämmerliches Bild abgibt.

Die Zahl der Kirchenaustritte sagt „nur“ etwas über die Wirkung der Kirche als Institution in der Gesellschaft, der Rückgang des Gottesdienstbesuches zeigt dagegen einen dramatischen Substanzverlust an. Ohne eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit dieser Bedrohung von der Quelle her, ist alle kirchliche Arbeit nicht Wirken des Heiligen Geistes und Mitarbeit am Wachstum des Reiches Gottes, sondern Windhauch und Bauen auf Sand.

Dr. phil. Michael Schäfer war Mitarbeiter am Romano-Guardini-Lehrstuhl der LMU München und arbeitet heute in der Geschäftsführung einer in Stuttgart ansässigen, international tätigen Unternehmensberatung. Er führt den Blog (summa-summarum).


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Deutschland

  1. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  2. ALfA: Ohne Recht auf Leben gibt es überhaupt keine Rechte
  3. Deutsche Kirchenstatistik 2023: 20 Mill. 'Katholiken', aber nur 1,26 Mill. besuchen die Hl. Messe
  4. 131 Kirchenschließungen in Deutschland in 5 Jahren
  5. Neokolonialistische Außenpolitik auf marxistischem Boden
  6. Wohin steuert die katholische Kirche in Deutschland
  7. Das bundesdeutsche Bermuda-Dreieck der Großideologen
  8. Kirche muss reich an Glauben sein, nicht reich an Geld
  9. „Ohne Priester keine Kirche Jesu Christi“
  10. FDP-Tänzer wollen mit Urheberrecht Lebensschützern den Mund verbieten







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV.
  3. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  4. HABEMUS PAPAM - Robert Francis Prevost ist Papst - Leo XIV.!
  5. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  6. Skandal in München
  7. Kardinal Müller: „Es ist uns nicht gestattet, das Papsttum zu verweltlichen“
  8. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  9. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  12. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  13. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3
  14. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  15. Konklave: Schwarzer Rauch erst um 21.00 Uhr

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz